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Alexa horcht ins Kinderzimmer – Sprachassistenten schlecht für die Entwicklung von Kindern

Quelle: AndrewAngelov / pixabay.com Lizenz

Mit vermeintlich „kindgerechten“ Funktionen versucht Amazon zukünftig auch Kinderzimmer abzuhören. In einer bald auf den Markt kommenden Version wurde der Sprachassistent Alexa mit neuen Features ausgestattet, die sich insbesondere für Kinder eignen sollen, da ein sog. „Kids-Modus“ eingeführt wird. Passend dazu bringt Amazon außerdem den „Smart Speaker Echo Dot“ (5. Generation) mit integrierter Alexa in einer Kids-Edition raus. Diese Edition beinhaltet eine vorinstallierte Kindersicherung und darüber hinaus wurden die Lautsprecher kinderfreundlich, zu Drachen und Eulen, designed.

Den Kids-Modus soll man auf seiner Alexa aktivieren und deaktivieren können. Wenn man den Modus aktiviert, werden einem Kinder-Skills von Marken wie „Die drei ???“, oder „Pumuckl“ angeboten. Zudem bietet Amazon eine kindergerechte Medienbibliothek an, die hunderte Hörbücher und Hörspiele enthält. Die Sprachassistentin nimmt außerdem nach der Aktivierung des Modus automatisch eine kinderfreundlichere Persönlichkeit an, indem sie Kindern auf Fragen verständlichere Antworten gibt und diese durch Alltagsbeispiele unterstützt. Für Eltern bietet der Kids-Modus ebenfalls die Möglichkeit, bestimmte Dienste, wie Spotify, oder Apple Music, zu blockieren – dasselbe gilt für Kontakte. Zudem können sie einstellen, zu welchen Zeiten die Dienste von ihrem Kind verwendet werden dürfen und wie lange.

Die vermeintlich „kindergerechte“ Sprachassistentin bietet somit einige neue Funktionen an, die es bisher noch nicht gab und somit auf den ersten Blick attraktiv auf Eltern und Kinder wirken können – allerdings wurde von einer Studie von Wissenschaftlern aus Cambridge belegt, dass Sprachassistenten die Entwicklung von Kindern negativ beeinflussen können. Nach Angaben des Wissenschaftsteams in "Effects of smart voice control devices on children: current challenges and future perspectives" ist der Austausch zwischen Kindern und anderen Menschen von großem Belang, jedoch fällt dieser beim Gespräch mit Sprachassistenten weg, da diese für soziale Interaktionen nicht geeignet sind. Sprachassistenten können Kinder beispielsweise nicht verbessern, wenn sie ein Wort falsch ausgesprochen haben. Zudem können sie keine Rückfragen stellen, was ebenfalls ein Problem darstellt, da Kinder auf diese Weise lernen sollten, mit Gegenfragen umgehen zu können.
Das ist aber nicht das einzige Problem, das Sprachassistenten mit sich bringen. Kinder neigen nämlich schnell dazu, das Verhalten sowie die Eigenschaften anderer Menschen anzunehmen. Dies kann nicht nur bei anderen Menschen, sondern auch bei Geräten eintreten. Es besteht also die Gefahr, dass Kinder z.B. den monotonen Tonfall der Sprachassistenten übernehmen und unhöfliche Verhaltensweisen annehmen, da Kinder den Sprachassistenten Befehle erteilen, anstatt um etwas zu bitten. Ein „Danke“ ist ebenfalls nicht notwendig, nachdem man eine Antwort erhalten hat.

Amazon wirbt zwar damit, dass die neuen Sprachassistenten, die demnächst auf den Markt kommen, kindergerecht sein sollen, allerdings vergessen viele dabei, dass die Nutzung von Sprachassistenten, ob mit oder ohne Kids-Modus, langfristige Auswirkungen auf die Sprache, Einfühlungsvermögen und kritisches Denken haben. Als Zusatzeffekt für Amazon hat der Konzern mit den Assistenten zukünftig das Ohr noch dichter an der nachwachsenden Käuferschicht und kann schon einmal belauschen, welche Produkte die Kinder in ein paar Jahren interessieren könnten.

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