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Fake News – Wie Falschinformationen die Bundestagswahl 2021 beeinflussen

Die Bundestagswahl 2021 wird zunehmend von Falschinformationen begleitet. Welche Fake News derzeit im Netz kursieren, wie ihr diese erkennt und wie ihr darauf am besten reagiert, wenn sie in eurem Umfeld verbreitet werden, wollen wir euch in dem folgenden Bericht zeigen.

Was Fake News sind und wie diese insbesondere in Sozialen Netzwerken verbreitet werden, haben wir euch bereits in einem Artikel erklärt. Heute wollen wir uns speziell mit Falschinformationen während der Bundestagswahl beschäftigen und wie mit diesen umgegangen wird.

Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland RND gaben 82 Prozent der Befragten einer Forsa-Umfrage an, dass sie im Vorfeld der Bundestagswahl Angst vor Manipulationsversuchen haben. Mehr als ein Drittel der Befragten sagten dabei aus, dass ihnen persönlich schon einmal politische Fake News im Internet aufgefallen sind. Doch nur wenige werden selbst aktiv, um gegen Desinformation vorzugehen.

Und diese Ängste sind nicht unberechtigt, denn auch aktuell kursieren Fake News im Internet. Denn nein, Annalena Baerbock will nicht die Witwenrente abschaffen. Und nein, Spenden für Flutopfer gingen auch nicht in Armin Laschets Wahlkampf. Solche und weitere Falschmeldungen werden derzeit auf Facebook, WhatsApp und Telegram verbreitet. Ziel ist dabei, das Misstrauen in der Bevölkerung zu schüren und den demokratischen Prozess an sich abzuwerten. So sollen politische Ränder und gesellschaftliche Gruppen gegeneinander aufgebracht und das Vertrauen in das Handeln der Politik und in unabhängige Medien untergraben werden. Verantwortlich sind hierfür Politiker und Verbände, aber auch Kräfte im In- und Ausland, die gezielt Unfrieden stiften wollen, um ihre Interessen besser durchsetzen zu können.

Es gibt sogar spezielle PR-Beratungs-Agenturen, die ein Geschäftsmodell daraus entwickelt haben, mit den Daten von Nutzern in Social Media gezielt manipulierende Inhalte zu schalten. En bekanntes Beispiel aus der Vergangenheit waren die Aktivitäten rund um Cambridge Analytica, welches die Abstimmung um den Brexit und die US-Wahl von Trump 2016 mit beeinflusst haben soll. In einer Doku der ARD zeigt ein Reporter, wie auch im aktuellen Wahlkampf mit einer solchen Agentur die Wählerinnen und Wähler über ihre Social-Media-Aktivitäten manipulierbar wären.

Weitere Beispiele für Falschinformationen: Auf Twitter wurde ein Bild verbreitet, bei dem es schien, dass für Laschet beim Besuch der Flutopfer in Nordrhein-Westfalen ein Schirm aufgehalten wurde, während ein Opfer im Regen stehen musste. Dem war aber nicht so, wie der Fakten Check von Correctiv aufdeckt, hier fehlte der Kontext. Denn die Aufnahme zeigt einen irreführenden Ausschnitt der Situation, auch für den Gesprächspartner von Laschet wurde ein Schirm aufgehalten.

Quelle: Screenshot correctiv.org

Um selbst Falschmeldungen melden zu können bietet Correctiv ein eigenes Uploadformular.

Insbesondere gegen die Grünen scheinen sich viele Desinformationen zu richten. So wurde kurz nach der Ernennung Annalena Baerbocks zur Kanzlerkandidatin ein angebliches Nacktbild geteilt. In Wahrheit handelte es sich bei der gezeigten Frau um ein Erotik-Model, das Baerbock lediglich ähnlich sieht. Baerbock soll außerdem ein Verbot von Haustieren zugunsten des Klimas gefordert und sich nicht an die Corona-Abstandsregeln gehalten haben. Alles falsch, wie die Nachrichtenagenut AFP in einem Faktencheck-Artikel berichtet.

Und auch die im August laufende Werbekampagne „Grüner Mist“ enthält Falschinformationen. Verantwortlich sind hierfür wohl rechtsextreme Netzwerke. Sprecher der Kampagne ist David Bendels, ein früheres CSU-Mitglied, der im Streit um einen Auftritt bei der AfD Hessen im Juni 2016 einem Ausschluss zuvorgekommen war. Er ist Vorsitzender eines im September 2016 gegründeten "Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten". Die Organisation Lobbycontrol hielt 2017 fest: "Das einzig erkennbare Ziel des Vereins ist es, Wahlwerbung für die AfD zu machen." Von Bendels gibt es diverse Fotos mit AfD-Spitzenpolitikern.

Experten und Politikern zufolge ist es mit den oben genannten Falschinformationen auch noch lange nicht getan: In Zukunft könnten wohl noch weitere solcher Nachrichten veröffentlicht werden. Die Forscherin Helena Schwertheim vom Institut für Strategischen Dialog (ISD) sagte hierzu: „Ich gehe davon aus, dass wir gezielte Desinformationen zunehmend bis zum Tag der Bundestagswahl sehen. Das wird bestimmt der Höhepunkt sein.“

An dem Vorgehen gegen Fake News bei der Bundestagswahl wollen sich nun auch die großen Tech-Konzerne beteiligen.

Hierzu will Facebook in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und mehreren Medienunternehmen Manipulationsversuche im Vorfeld der Bundestagswahl erschweren. Hierzu wurde die Kampagne „Du hast die Wahl“ gestartet, mit der die Medienkompetenz aller Bürger und Bürgerinnen erhöht werden soll.

Darüber hinaus hat der Bundeswahlleiter einige interessante Informationen zum Thema „Erkennen und Bekämpfen von Desinformationen“ veröffentlicht. Auch hier können derzeit verbreitete Falschinformationen und deren Richtigstellung abgerufen werden.

Auf diese und weitere glaubwürdigen Quellen wollen Google und YouTube während der Bundestagswahl stärker hinweisen. So zeigt Google ab sofort zum Beispiel auf die Frage „Wie wähle ich?“ an erster Stelle eine „Anleitung zum Wählen“ mit Inhalten des Bundeswahlleiters. Auch der Google Assistant verweist bei dieser Frage auf dessen Informationen.

Weitere Informationen:

Fake News
von: youngdata.de

Erkennen und Bekämpfen von Desinformationen
von: bundeswahlleiter.de

TikTok-Videos: Wie sich Fake News viral verbreiten
von: tagesschau.de

Digitale Gewalt und Desinformation gegen spitzenkandidat:innen vor der Bundestagswahl 2021
von: isdglobal.org

Gegen „Fake News”: Google und Youtube empfehlen seriöse Quellen zur Bundestagswahl
von: rnd.de

Facebook öffnet Whatsapp für externe Faktenprüfer
von: spiegel.de

AFP-Faktencheck
von: afp.com

Du hast die Wahl
von: bpb.de

Nein, diese beiden Männer mussten für Armin Laschet nicht im Regen stehen
von: correctiv.org

Fake-News-Meldeformular
von: correctiv.org

Im Visier der Manipulatoren
von: tagesspiegel.de

Desinformation im Netz weiter ein Problem
von: wdr.de

Video:

Wahlkampf Undercover
von: ard.de